LA TRIVIATA 1994


"Applaus, Applaus, Applaus. Für Sängerin, Akkordeonistin, Geigerin Tina Teubner nebst Pianist Michael Reuter. Für ihren Chansonabend im Neuen Theater Höchst. Für die Leichtigkeit, mit der sie ihr (gar nicht so leichtes) Metier beherrscht, die Zuschauer mit Oberflächlichem und Tiefgründigem zum Lachen und zum Nachdenken bringt, mit ihrer Mischung aus Diva und Kumpel auf Distanz hält und plötzlich ganz nah an sich heran läßt." (Frankfurter Rundschau, 27.1.1999)

"Es gibt Abende, die lassen keine Wünsche offen. Die bieten was zum Lachen und zum Denken - und rühren das ganze Spektrum der Empfindungen an. Melancholie und Bedrängnis, Heiterkeit, Zufriedenheit und Glück. Um so erstaunlicher, wenn dies einer einzigen Frau gelingt: der Schauspielerin, Musikerin und Sängerin Tina Teubner." (Süddeutsche Zeitung, 12.6.1998)

"Die Teubner ist ein Star, der mit vielen Talenten wuchern kann, eben deshalb auch zur größten Selbstvergessenheit fähig ist, um schließlich wieder mit klaren Konturen vor Anker zu gehen. Daß hinter dem Bühnen-Ich immer auch das persönliche Ich greifbar wird, läßt den Funken überspringen und macht den Abend zum Ereignis." (Rheinische Post, 24.2.1997)

"Tina Teubner hat nicht jedermanns Blutgruppe. Wer darauf wartet, daß sie jeden Einfall zur Idee erklärt, ist bei den Chansonabenden anderer Interpreten besser aufgehoben. Wem die großen Gesten angelesener Lebenserfahrung mehr bedeuten als die Bescheidenheit wahrhaftiger Gefühle, möge die Shows jener Künstler aufsuchen, die sich auf den Handel mit Manierismen verstehen. Wer die Steinzeit der Kleinkunst zum Zeitgeist erklärt, sollte sich sein Weltbild nicht durcheinanderbringen lassen und ihren Vorstellungen fernbleiben. Tina Teubners Chanson-Kabarett ist - wie gutes Theater - unerwartet. In ihrem neuen abendfüllenden Bühnenwerk "WolkenPelzTier", ihrem sechsten (!) Programm, führt sie uns durch Überraschung, durch Erregung, durch Poesie, durch unbeschwertes Lachen, durch Spiel, durch Freude zur Wahrheit. Das ist in ihrem Metier äußerst selten, genauer gesagt, verdammt einmalig.

"WolkenPelzTier" - der Titel ist programmatisch zu verstehen. Die Metapher lieferte Ingeborg Bachmann. Tina Teubner füllt sie mit Leben. Sie sagt: Ich bin viele! Damit exponiert sie sich in Opposition zum herrschenden Verständnis, das den in sich zentrierten Menschen postuliert, den Menschen mit einer klar erkennbaren Persönlichkeit, einem Wesen, einem Charakter. Die Teubner erklärt: Das entspricht nicht unserer Natur! Kurzerhand überzeugt sie ihr Publikum: Auch ihr seid viele! Und sie singt: "Stets unter Menschen,/immer allein./Träumen - /dabei ganz realistisch sein./Fressen zum Platzen,/aber Hunger spüren. /Ein Jahrzehnt in einem Gedanken verlieren./Besoffen und nüchtern,/still und rasant./Engel und Bestie in einem Gewand." Die Magie ihres Charmes verwandelt schließlich ihre zahlenden Gäste kostenlos in WolkenPelzTiere. Vielleicht hat sich Sigmund Freud ungefähr so die öffentliche Premiere seiner radikalen Idee vom vielschichtigen Ich vorgestellt?

Verschworener Partner auch in ihrem neuesten Programm ist der ungestüme Tasten-Paganini Michael Reuter - ein WolkenPelzTier, komplex, mehrschichtig und keinem Nonsense abgeneigt. Seine skurrilen Klassik-Medleys sind Legende. Tina Teubner textet, komponiert und kompiliert sich ihre Programme selbst, sie begleitet sich virtuos auf Geige und Akkordeon, und mit poetischem Instinkt hebt sie vergessene und ungehobene Chansonschätze von Bulat Okudschava bis Jacques Brel, von Rudolf Nelson bis zu den Toten Hosen. Sie kennt jene ungeschriebenen Gesetze, die es gerade in ihrem Bezirk des Showgeschäfts verbieten, die Menschen zu langweilen. Ihr solides Bühnenhandwerk fordert von ihr, ihre Zuhörer zu inspirieren und zu bereichern. Das gelingt ihr mit Präzision des Gefühls und mit Schärfe des Verstands. Und dabei rührt und bewegt sie und zaubert in ihrer Show zwischen Hysterie und Größenwahn - als wär's ein Teil von ihr - alle Nuancen der Palette der Emotionen auf die Bühne. Jeder Regisseur träumt davon, solch einem Talent zu begegnen. Erst recht das Publikum. Mein Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich wünsche Ihnen: Beste Unterhaltung!"

Mario Angelo