ICH. UM NUR EINIGE ZU NENNEN 2000


"Kunst ist eine wichtige Sache, aber man muß aufpassen, daß man nicht zu traurig singt weil das keine Knete bringt und dann gibt's böse Überraschungen

Dann wird man sehr arm und kann nur noch jungen Gouda bei Plus kaufen Oder Amselfelder Rotwein saufen Man hat kein Haus mehr und kein WC neeneenee"

"Unsinn macht hier Sinn, der Aberwitz den Witz, die Leichtigkeit die Gewichtigkeit. Eines langen Tages Reise durch Kopf und Herz - mit Tina Teubner als Reisegefährtin wird das zum Abenteuer-Trip den Regenbogen entlang, wo die Zitronen der Visionen blühen, wo Gott Sessellift fährt und die Cousine weit weg ist, wo die Matratzenkönige die absolute Herrschaft übernommen haben. Gegen die 'kalte Welt da draußen' - für Zärtlichkeit und Übermut" (Abendzeitung München, 9. 3.2001,)

"Wieder einmal hat sie es geschafft, daß wir ihr an den Lippen hängen, daß wir jedes Wort, jeden Satzaufbau begierig in unser Herz saugen und beseelt nach Hause gehen." (Rheinische Post, 12.10.2000)

1.
Wer ein geräumiges Wesen hat, hat darin Platz für andere. Wenn Tina Teubner erzählt, sprechen viele verschiedene Stimmen. Sie klingen - um nur einige zu nennen: Frohgelaunt und zornig. Fragil und gewichtig. Albern und poetisch. Keusch und vulgär. Verhalten und ausgelassen. Und wenn es um die Liebe geht: Fromm und ungläubig. Der mehrdeutige Kanon dieser und anderer Stimmen bestimmt den Takt ihres neuen Programms "Ich. Um nur einige zu nennen."

2.
Was macht ein Ich aus? Erinnerungen! Seit sie sich erinnern kann, ist Tina Teubner jung gewesen. Unablässig fügt sie ihren Jahren Leben hinzu, nicht ihrem Leben Jahre. Wer sich mit mehr als einem Gedächtnis erinnert, feiert mehr als einen Geburtstag. Die Chansonette verleiht der Vieldeutigkeit ihrer Angelegenheiten Stimme(n) und läßt ihr neues Programm zum Geburtstagsfest werden. Gefeiert wird das Ganze als Summe seiner Bestandteile: "Ich. Um nur einige zu nennen."

3.
Im Mittelpunkt des jubilierenden Fests mit Abgründen steht nicht das Ich und Ich und Ich der gegenwärtigen Niemandsgesellschaft. Dem modischen Ideal egomaner Bewußtlosigkeit setzt Tina Teubner Stil entgegen und die Fähigkeit, in Paradoxen zu leben. Ihr achtes Programm nährt sich aus der Idee, die sie mit schönem Eigensinn perfektioniert hat, dem Leben mehr als einen Standpunkt zu schenken und unbedingt und rückhaltlos selber selbst zu sein: "Ich. Um nur einige zu nennen."

4.
Tina Teubner outet sich (in eigenen Texten und Melodien) als Erfinderin des Treppenlifts und stellt ein für allemal klar, daß sie die Vergänglichkeit mehr interessiert als verlorene Socken. Sie berät den Teufel bei seinen Eßproblemen, träumt sich als Engelchen, dem die Flügel im Weg sind und macht uns mit ihrem Freund, der Depression, bekannt. Sie lotet ihren liebsten Gegenstand aus: die Liebe, die Hindernisse überwindet und sich manchmal bloß ihrer Umgebung anpaßt.

Sie nimmt widerliche Wörter ins Visier ("Eigenschweißallergie"), führt uns an den Hof der Matratzenkönige, lacht einen Schatz aus ihrem Leben und tanzt mit einem Schmaltier bis zum Morgen. Unter blauem Himmel erzählt sie von traurigen Rücken, stummen Pferden und dem Geruch von Gräfinnen, die den Verstand verloren haben. Aberwitz und Widersinn verleihen ihr Gleichgewicht. Ihr neues Programm zelebriert den Alltag und das Leben und heißt "Ich. Um nur einige zu nennen."

5.
Die Säge: singt Herzblut. Die Geige: angeboren und ergreifend. Die Ukulele: eine virtuos lispelnde Taschengitarre. Das Akkordeon: anmutig elegant. Und: Eine Stimme mit einer Macht zu rühren. - "Ich. Um nur einige zu nennen."

6.
Seit acht Programmen im Metier des Chansons und des Kabaretts unterwegs, ist das, was ihr wichtig ist, über den Kreis hartnäckiger Langzeitverehrer hinaus bekannt geworden. Tina Teuber wurde jüngst mit dem einen und anderen Chanson- und Kabarettpreis ausgezeichnet. So wurde die Vielzahl ihrer Begabungen gewürdigt, die gleichsam abrufbereit jedem Gefühl zur Verfügung stehen, das darauf Anspruch erhebt. "Ich. Um nur einige zu nennen."

7.
Ihr formidabler pianistischer Begleiter zeichnet sich durch polyglotten Umgang mit seiner Profession aus. Tasten-Artist Ben Süverkrüp, neuerdings auch bekannt unter seinem Pseudonym Ben Gould, ist als Wahl-, Geistes- und Sinnverwandter mit den Nuancen des Ichs wohlvertraut und kommt für deren musikalische Haltung auf: "Ich. Um nur einige zu nennen."

8.
Nach ihrem Programm "Nachtwut", in dem sie mit ihrem Publikum Sylvester feierte, ist die Geburtstagsparty des neuen Wurfs "Ich. Um nur einige zu nennen" der zweite Teil von Tina Teubners "Trilogie der Feste". Wir sind gespannt, welcher Budenzauber die Drillingsgeburt vollenden, welches Feiervergnügen sie in ihrem nächsten Programm illuminieren wird.

Mario Angelo