UND DANN UND WANN EIN WEIßER ELEPHANT 1995
Ein kabarettistisches Märchen
"Was für ein Abend, was für ein Spiel. Fünf (!) Zugaben manifestierten die Faszination des Publikums, das zweifellos gern noch mehr gehört hätte. So zarte Töne, mitten im Herst, so harte Töne - mitten ins Herz." (Rheinische Post, 9.10.1995)
Sie hat sich das Einfachste vorgenommen, das doch das Schwierigste ist: eine Liebesgeschichte.
Als ich ihn kennenlernte, da war er gerade sieben Jahre alt, und ich noch nicht geboren. Ich stand schon immer auf stattliche Männer!
Tina Teubner füllt die Bühne mit Aura, Charme, Persönlichkeit. Diesmal erzählt sie also eine Liebes/kom/trag/ödie im Chansontakt - reich an Erfahrung und Empfindung wie an Erfindung.
Sag, würdest du mich auch lieben, wenn ich weder Arme noch Beine hätte - ... und mein linkes Auge schielt?
Mit der Grazie und Flinkheit eines Raubtiers, temperamentvoll bis in die Haarspitzen, blitzend vor Klugheit und Humor rührt und packt sie, läßt einen aus vollem Herzen lachen.
Ich bin ein Vamp! Ich bin ein Vamp! Ich bin halb vertiert, ich saug die Männer an und aus! Ich mache Fricassée daraus!
Die Idee, in der Dirne die Jungfrau zu zeigen, hat sie diesmal weit übers Ziel gelockt. Sie wechselt ihre Rollen stürmisch. Alles kommt leicht aus dem Handgelenk, ist scharf beobachtet und mit ein paar Linien hingezeichnet.
Die Oberbekleidungsfachverkäuferin als eben solche sagt erstmal gar nichts. Und wenn, dann äußert sie sich charmant: Tragen Sie Ihr Gesäß seit frühester Jugend so gewurzelt?
In ihrem Spiel zwischen Wirklichkeit und Illusion gelingt Tina Teubner mit der Geschichte vom weißen Elephanten mit verliebtem Staunen ein modernes Märchen.
Erste Liebe setzt das Herz in Brand. Auch die zweite Liebe ist dazu imstand. Doch die dritte, da zittert der Schlüssel im Schloß und der Koffer in der Hand.
Etwas Gelassenes, Beiläufiges schwingt in ihrem Humor. Tina Teubners Kunst ist die Anmut im Übermut.
Er wartete geduldig auf ein Wort von mir, ich wartete ungeduldig auf ein Wort von ihm, - und all das war so schön und so traurig, daß ich einen Moment lang vergaß, daß ich dicke Beine habe.
Sie hat sich das Einfachste vorgenommen, das doch das Schwierigste ist: eine Liebesgeschichte.
Als ich ihn kennenlernte, da war er gerade sieben Jahre alt, und ich noch nicht geboren. Ich stand schon immer auf stattliche Männer!
Die Chanson-Artistin ist eine Virtuosin des selbstironisch-resignierten Untertons, der sie von ihren zweifelhaften Rollen abrücken läßt.
Warum müssen nette Männer immer so kompliziert sein... aber 'nen Trottel will man auch nicht zu Hause sitzen haben.
Die Teubner ist keine, die der Kalamität unterliegt, sich den männlichen Theorien von der Frau anzupassen, erst recht nicht den weiblichen. Sie ist niemandes Weibs-Ideal, sie verweigert sich allen Schablonen.
Ich kann tanzen, doch ich tanze nicht. Ich kann singen, doch ich singe nicht. Ich kann lesen, doch die Tränen in den Augen sind so scharf. Also denk' ich, das hat keinen Sinn und ich schreibe ein paar Worte hin.
Alles sagt diese Stimme, die sämtliche Töne von der stählernen Schärfe bis zur Lautlosigkeit umfaßt und innerhalb jedes Tons die zartesten Farben und Schatten hat und in leisesten Schwingungen zu vibrieren vermag. Und was ihre Stimme nicht sagt, erzählt sie mit ihrer Geige und ihrem Akkordeon.
Ich flieg' als Schmetterling und schärfe meinen Sinn für jede namenlose Sehnsucht dieser Erde. Damit besauf ich mich und überfresse mich, so bleib ich schlank, doch ohne jemals satt zu werden.
Das Prinzip des Liebens ist ihr Vokabular. Jeder weiß längst nicht alles vom anderen - und der andere weiß das. Die Liebe ist der Liebe Preis und der weiße Elephant ihre kraftvolle Metapher.
Ich kenne keinen Elephanten, der den Menschen den Wunsch verwehrte, ihn zu demütigen.
So gelingt es Tina Teubner in ihrem kabarettistischen Märchen mit instinktivem Gespür, mit dem Humor des Herzens und mit starkem poetischem Muskel, den Stoff des Lebens zu mythisieren.
Mario Angelo